TV-Kritik: "Zwei": Dieses Experiment ist mehr als geglückt
Von Ulrich Feld Ein reines Zwei-Personenstück über neu erwachte alte Liebe, Trennung und neue Annäherung: Geht das? Und ob, wie dieser Film beweist.
Damals wollte Martin noch Musik studieren und Musiker werden. Stattdessen arbeitet er jetzt in der väterlichen Firma. Statt seiner hat es aber Fiona in die Musikwelt verschlagen: Sie managt eine Boygroup. Momentan mehr schlecht als recht: Die Jungs haben ein Hotelzimmer zerlegt und Martin, der das Geld dafür auslegen kann, kommt gerade wie gerufen. Fiona schenkt ihm ein Album und sie fahren zum Ferienhaus der Familie Meitner. Dort kommt es zu einer stürmischen Begegnung.
Tiefe Gedanken zwischen den Zeilen
Die Drehbuchautoren Frank und Ariane Zeller (auch Regie) haben mit "Zwei" ein faszinierendes Zwei-Personenstück geschaffen. Der Film konzentriert sich nur auf Fiona und Martin, andere Personen, auch Martins Vater, bleiben streng auf die Rolle bloßer Statisten reduziert. Aber was die Macher in diese Geschichte hineingepackt haben, ist beachtlich: In der scheinbar so trivialen Geschichte finden sich eine Vielzahl von schlüssig verpackten Gedanken zu den Themen Erwachsenwerden, Träume, Verantwortung.
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In drei Abschnitten verläuft Fionas und Martins Beziehung: Sie lernen sich kennen, leben zusammen - in der Zwischenzeit hat Martin für Fiona seine Familie verlassen - trennen sich wieder und kommen gegen Ende erneut zusammen. Desillusioniert zwar, aber die alten Gefühle reichen noch immer für einen Neuanfang. Aber allein schon der erste Abschnitt, wenn Martin zwar seine Träume zugunsten einer Karriere in der väterlichen Firma begraben hat, Fiona dadurch aber auch aus der Patsche helfen kann.
Die Kunst der Andeutung
Erst am Ende ist Fionas Boygroup tatsächlich erfolgreich. Dieses fein ausgewogene Spannungsverhältnis zwischen Träumen, Verantwortung und Realität bestimmt im Grunde die ganze Geschichte. Dabei lässt das Drehbuch Fiona und Martin nur wenig dieser Gedanken zur Gänze aussprechen, wenn etwa Fiona Martin wegen seines Selbstmitleids tadelt. Der Film kultiviert die hohe Kunst der Andeutung zur Perfektion.
Und die Regie lenkt nicht von diesem Wesentlichen des Films ab. Ariane Zeller inszeniert die Geschichte in einer sachlichen Bildsprache, wobei sie sich ganz auf Katharina Marie Schubert und Hans Löw konzentriert: In der schlichten Umsetzung kommt jedem Wort und jeder mimischen Veränderung der beiden oft eine tiefe Bedeutung zu. Besonders Katharina Marie Schubert kann hier als flippige Managerin, die selbst noch sehr viel Teenager-Charme versprüht, die Zuschauer fesseln. Zusammen mit Hans Löw macht auch sie den Film ungemein sehenswert.